Zahlungsverkehr der Zukunft: ISO 20022

Der Standard 20022 für Finanznachrichten wurde bereits 2004 durch die Internationale Organisation für Normung (ISO) veröffentlicht und 2018 eingeführt. Aktuell existieren noch diverse Standards für Finanznachrichten, die allerdings nicht dieselbe „Sprache“ sprechen und demnach eine reibungslose Datenübertragung im internationalen Zahlungsverkehr erschweren. Aus diesem Grund war und ist es das Ziel, global einheitliche Datenformate und eine gemeinsame Sprache für die Kommunikation in verschiedenen Bereichen des Finanzwesens zu etablieren. Kurz gesagt, die Übermittlung von Zahlungsinformationen soll durch ISO 20022 international vereinheitlicht und somit effizienter gestaltet werden.

Dieser Standard beschränkt sich allerdings nicht nur auf die 16 Nachrichtentypen im Zahlungsverkehr. In den insgesamt fast 700 Nachrichtenformaten werden ebenso Transaktionen im Bereich der Wertpapiergeschäfte, der Außenhandelsfinanzierung und der Treasury berücksichtigt.

Der Stichtag für die Umstellung auf den ISO 20022-Standard für weltweite Transaktionen ist der 20.11.2022, wobei eine Übergangsphase bis November 2025 angesetzt ist. Besonders relevant ist die neue Norm für Banken und Unternehmen, die im Zahlungsverkehr international agieren.

Auslandszahlungsverkehr mit SWIFT und ISO 20022
Quelle: BIT (Band 22, Heft 1, März 2021) Autoren: S. Aigner und T. Ambühler

ISO 20022 – Eine Innovation im internationalen Zahlungsverkehr?

In Zeiten der Digitalisierung und Globalisierung ist eine einheitliche Struktur im Zahlungsverkehr unumgänglich. Die grundlegenden Argumente für die international identischen Zahlungssysteme sind Zuverlässigkeit, Transparenz und Senkung der Kosten. Homogene Datensätze ermöglichen eine schnellere und weitestgehend automatisierte Bearbeitung der Zahlungsvorgänge. Der gesamte Prozessverlauf wird sicherer, da die durch verschiedene eingesetzte Systeme und Datenformate verursachten Konvertierungs- oder Übersetzungsfehler der Vergangenheit angehören.

Die Standardisierung im Zahlungsverkehr bringt weitere Vorteile:

  • Die STP-Rate (Straight Through Processing) für Zahlungen und Informationen wird erhöht, da Freitextformate, wie z.B. der Verwendungszweck, durch vereinheitlichte ISO 20022 Erweiterungen ersetzt werden. So können der Transaktion Referenzen (z.B. die Rechnungsnummer) mitgegeben werden, was dem Empfänger die Zuordnung des Zahlungseinganges erleichtert und der Ausgleich des offenen Postens automatisiert erfolgen kann.
  • Finanznachrichten auf Basis von ISO 20022 bieten zusätzliche Funktionen, wie z.B. die Nutzung diverser Sonderzeichen.
  • Das Reporting wird verbessert, da sich durch die einheitlichen Daten mehr Möglichkeiten zu aussagekräftigen Analysen und vergleichbaren Berichten bieten.
  • ISO 20022 bietet die Option, ausführliche Informationen in Zahlungsnachrichten einzubinden, wie z.B. für die Lastschriftmandatsverwaltung oder das E-Invoicing.
  • Die vollständige Umstellung auf ISO 20022 und die damit verbundene strikte Vermeidung von koexistierenden Nachrichtenformaten führt zur Optimierung der Integration mit Backoffice-Systemen. Das wiederum reduziert die Wartungskosten der IT-Systeme.

Wie sollten Banken mit der Norm ISO 20022 umgehen?

Die Umstellung auf den ISO 20022-Standard ist für Banken nicht verpflichtend. Aber die Aktualisierung der Zahlungsinfrastruktur ist dringend zu empfehlen. Unter Berücksichtigung der sehr hohen Wahrscheinlichkeit, dass die gesamte Zahlungsverkehrsinfrastruktur früher oder später den neuen Nachrichten-Standard implementieren wird, wäre es fatal die Augen zu verschließen und auf diese Entwicklungen nicht zu reagieren. Mit einem weltweit gültigen Standard können sowohl Banken als auch Kunden den Zahlungsverkehr nicht nur deutlich weiter automatisierten, sondern diesen auch sicherer und wirtschaftlicher durchführen. Zahlungsinformationen werden mit der ISO-Norm 20022 klar strukturiert und können vollständig digital fließen.

Finanzinstitute werden durch die Umstellung auf ISO 20022 vor enorme Herausforderungen gestellt. Trotzdem sollte die entsprechende Anpassung der an den Zahlungsverkehr angeschlossenen Systeme aus folgenden Gründen umgesetzt werden:

  • Höhere Prozesseffizienz: Das standardisierte Nachrichtenformat ISO 20022 erlaubt es den Banken, einen schnellen Datenabgleich zu realisieren, da sich jeder Teil der Nachricht eindeutig einem Geschäftsprozess zuordnen lässt. Das ermöglicht höhere Straight-Through-Processing-Raten bei der Zahlungsabwicklung.
  • Umfangreichere Zahlungsdaten: Alle Komponenten der Finanznachrichten können standardisiert in die Struktur eingebunden werden. Freitextfelder werden ersetzt durch Formaterweiterungen, die weitere Funktionen, wie Kontomanagement, Lastschriftmandate, regulatorische Auskünfte oder spezielle Anfragen unterstützen.
  • Höhere Zuverlässigkeit: Als weltweit gültiger Standard ist ISO 20022 die international verständliche Sprache des Zahlungsverkehrs. Informationsverluste oder fehlerhafte Daten, die durch das Übersetzen unterschiedlicher Nachrichtenformate entstehen können, gehören der Vergangenheit an.
  • Reduktion der Kosten: Wenn zusätzliche Systeme zur Verarbeitung von Zahlungsverkehrsdaten bzw. Prozesse zur Bereitstellung und Prüfung von Daten externer Systeme nicht aufrechterhalten werden müssen, spart das Kosten.
  • Digital Compliance: Die Standardisierung der Nachrichtenformate ermöglicht es auch AFC (Anti Financial Crime)-relevante Daten in die Nachrichten einzubinden und automatisiert zu verarbeiten.

Was bedeutet die Umstellung auf den ISO 20022-Standard für Unternehmen?

In erster Instanz bedeutet die Berücksichtigung neuer Standards eine Anpassung der internen Finanzbuchhaltungsprozesse. Softwarelösungen zur Finanzbuchhaltung sind immer den nationalen gesetzlichen Anforderungen angepasst. Jedes Land hat allerdings in Bezug auf den Zahlungsverkehr spezifische Erfordernisse und Ausprägungen. Besondere unternehmerische Bedürfnisse, beispielsweise die Notwendigkeit im Zahlungsverkehr international agieren zu können, lassen sich durch bedarfsgerechte Implementierungen im Buchhaltungssystem anwenden. Für Unternehmen, die weltweit operieren, ist eine Umstellung daher sehr zu empfehlen. Denn wenn individuelle manuelle Anpassungen für die verschiedenen Länder entfallen, spart das Zeit und hilft, Fehler im Buchungsprozess zu vermeiden. Für nationale Zahlungen ist eine entsprechende Erweiterung nicht zwingend notwendig. Der deutsche Standard bleibt natürlich erhalten, so dass sich hier kein Handlungsbedarf ergibt.

In folgenden Bereichen sorgt ISO 20022 für Veränderungen:

  • Kreditoren
    Für Zahlungsaufträge wird zukünftig ein neues Datei-Format übermittelt. Formate wie beispielsweise DTA werden durch das Datei-Format pain (Payment Initiation) ersetzt. Dabei steht pain.001 für Überweisungen und pain.008 für Lastschriften.
  • Debitoren (Cash Management)
    Bei der elektronischen Übermittlung von Kontoauszugsdaten werden die Kontoinformationen ebenfalls in einem neuen Datei-Format weitergeleitet. Z.B. wird das Format SWIFT MT940 durch das Datei-Format camt.053 (camt = Cash Management) ersetzt.

PAIN-Nachrichten im Zahlungsverkehr

pain-Nachrichten im ISO-Standard 20022
Aufbau einer kompletten pain-Meldung

PAIN steht für „Payment Initiation“, dabei handelt es sich um ein XML-basiertes Format im ISO 20022-Standard. PAIN-Meldungen sind Teil des Zahlungsverkehrs und betreffen Überweisungen und Lastschriften. Sie dienen dem Austausch von klaren und einheitlichen Finanzdaten zwischen Kunde und Bank. Die PAIN-Bibliothek ist sehr umfangreich, nicht alle Formate werden überall angewendet und unterstützt. Diese drei Meldungstypen sind die relevantesten PAIN-Nachrichten:

 

  • pain.001: Überweisungsaufträge, Customer Credit Transfer Initiation (Kunde > Bank)
  • pain.008: Lastschriftaufträge, Customer Direct Debit Initiation (Kunde > Bank)
  • pain.002: Fehler-/Statusberichte, Customer Payment Status Report (Bank > Kunde)

 

PAIN-Nachrichten im Finanzbuchhaltungssystem

Die Implementierung einer Funktion zur Erstellung der pain.001-Nachrichten ist innerhalb der S+S-Finanzbuchhaltung bereits erfolgt. Die Einbindung eines PAIN-Generators ist ein wichtiger Faktor, um ein Finanzbuchhaltungssystem auch für den internationalen Kreditorenzahlungsverkehr nach ISO 20022 nutzen zu können. Das Entwicklerteam von S+S SoftwarePartner gibt weitere Informationen zum Prozess dieser Funktionserweiterung:

Wie gestaltete sich der Prozess zur Einführung der PAIN-Funktion?

Die Informationsbeschaffung war aufwändig und die Einarbeitung in die auch für uns neue Thematik sehr umfangreich. Es galt Feldbezeichnungen und Funktionen herauszusuchen und zu visualisieren. Die überaus kryptischen Werte und Bezeichnungen der PAIN-Nachrichten mussten zunächst für alle Beteiligten besser verständlich gemacht werden. Im Anschluss wurde ein Konzept zu den notwendigen Anpassungen für die neuen Anforderungen erstellt, bevor der langwierige Prozess zur Umsetzung beginnen konnte. Regelmäßige Anwendungstests der neuen Funktionen zur Erstellung der PAIN-Nachrichten brachten Erfahrungen, die stetig zu Optimierungen im Handling führten.

In welchen Bereichen waren Anpassungen des Systems in Bezug auf die PAIN-Meldungen nach ISO 20022 erforderlich?

Die notwendigen Erweiterungen zur Erstellung und Berücksichtigung der PAIN-Nachrichten innerhalb der FiBu-Anwendung ziehen sich durch verschiedene Module des Zahlungsverkehrs. So mussten z.B. Prozesse im maschinellen Zahlungsausgang, im Lastschriftverkehr und in der ZVL (Zahlungsvorschlagsliste) angepasst werden. Folgende Erweiterungen wurden bisher umgesetzt:

  • Erstellung neuer Bedieneroberflächen zur Erfassung der PAIN-Nachrichten
  • Erweiterung der Banken in der Bankentabelle zur Verknüpfung einer Bank mit einer PAIN
  • Erweiterung der Bedienerberechtigung zur Pflege der PAIN
  • Zentrale Prüfroutine für das Vorhandensein der Pflichtfelder innerhalb der ZVL und des Zahlungsausgangs
  • Anpassung der Schnittstelle zur Erstellung der ISO-Datei
  • Anpassung aller relevanten Programme an die Erfassung der PAIN-Nachrichten
  • Erstellung einer Funktion zur Generierung der XML-Nachrichten auf Grundlage der PAIN
  • Erstellung eines Testprozesses für die angelegte PAIN

Wie ist der aktuelle Stand? Sind weitere Zusatzfunktionen für die neue ISO-Norm in Planung?

Bisher wurde eine Funktion eingerichtet, die es ermöglicht, den maschinellen Zahlungsausgang, also Überweisungen, im Format pain.001 der ISO 20022-Norm zu generieren. Dieser Generator ist erweiterungsfähig und lässt sich für alle Länder anpassen, um die nötigen Spezifikationen abzubilden. Für den Bereich der Lastschriften (pain.008) ist das Thema aktuell in Arbeit.

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